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22.07.2024

Ana­lys­ten­blog von Micha­el Schi­klang (Seni­or Ana­lyst, BARC)

Hin­ter­grund des Inter­net-Crash

Am Frei­tag, den 19.07. ist es zu welt­wei­ten Aus­fäl­len von IT-Sys­te­men (wahr­ge­nom­men wie ein Inter­net-Crash) gekom­men, der Schwer­punkt lag auf Unter­neh­mens­soft­ware. Schuld am Aus­fall war ein Update der Fir­ma CrowdStrike, einen Anbie­ter für Infor­ma­ti­ons­si­cher­heit und Cyber­si­cher­heits­tech­no­lo­gie. In Fol­ge des feh­ler­haf­ten Updates sind schät­zungs­wei­se 8,5 Mil­lio­nen Rech­ner auf Basis von Micro­soft Win­dows aus­ge­fal­len. Das macht zwar nur einen sehr klei­nen Anteil aller Win­dows-Rech­ner aus, aller­dings befand sich ein Groß­teil der betrof­fe­nen Rech­ner in Unter­neh­men. Betrof­fen waren etli­che Flug­hä­fen, Ban­ken und Kran­ken­häu­ser, aber auch ande­re Berei­che wie Super­märk­te hat­ten Aus­fäl­le zu bekla­gen. Die betrof­fe­nen Orga­ni­sa­tio­nen muss­ten in Fol­ge des­sen Tei­le des Betriebs oder den gan­zen Betrieb ein­stel­len. Der ver­ur­sach­te Scha­den wird als sehr hoch ein­ge­schätzt. Ein Pro­blem der Behe­bung ist, dass die Admi­nis­tra­to­ren die betrof­fe­nen Rech­ner nicht remo­te, son­dern phy­si­ka­lisch anwe­send (direkt am PC) zurück­set­zen muss­ten. Micro­soft selbst hat die Kun­den gut bei der Auf­ga­be unter­stützt und arbei­tet auch an Soft­ware zur ein­fa­che­ren Behe­bung der Pro­ble­me.

Erkennt­nis­se aus dem Vor­fall

Der Vor­fall ver­deut­licht meh­re­re Erkennt­nis­se: Einer­seits, dass bei kom­ple­xen Pro­zess­ket­ten, die meh­re­re Sys­te­me betref­fen, punk­tu­el­le Aus­fäl­le bewir­ken kön­nen, dass die kom­plet­te Pro­zess­ket­te aus­fällt. Hier ist es wich­tig, dass die Unter­neh­men die genau­en Zusam­men­hän­ge der Abläu­fe und Sys­te­me sowie deren Wech­sel­wir­kung ken­nen. Nur so kann eine Reak­ti­on erfol­gen. Idea­ler­wei­se gibt es für kri­ti­sche Sys­tem­in­fra­struk­tur auch Back-Up-Sys­te­me. Ande­rer­seits liegt die Ver­mu­tung nahe, dass der Update-Feh­ler durch tief­grei­fen­de­re Tests auf Sei­ten des Her­stel­lers hät­te ver­mie­den wer­den kön­nen. Aller­dings steigt die Zahl der not­wen­di­gen Updates - unter ande­rem auch im Sicher­heits­be­reich - immer stär­ker. Häu­fig müs­sen fast täg­lich neue Updates ver­teilt wer­den. Es ist eine gro­ße Her­aus­for­de­rung für die Her­stel­ler sowohl die Geschwin­dig­keit ein­zu­hal­ten, aber gleich­zei­tig auch alle Updates ent­spre­chend zu tes­ten. Zudem zeig­te sich: Panik ist auch kei­ne Lösung. Denn durch gefälsch­te Update-Web­sei­ten ver­such­ten Angrei­fer, die Ver­un­si­che­rung aus­zu­nut­zen und Unter­neh­mens­sys­te­me zu kom­pro­mit­tie­ren. Eine abschlie­ßen­de Erkennt­nis ist, dass bei aller Remo­te­ar­beit und all der ver­bun­de­nen Vor­tei­le es auch Fäl­le gibt, bei denen Admi­nis­tra­to­ren sich phy­sisch Zugang zu Rech­nern ver­schaf­fen müs­sen, da der Zugang von extern nicht mög­lich ist. Hier­zu bedarf es genug geschul­ter und ver­füg­ba­rer Exper­ten in den Fir­men und den Rechen­zen­tren.