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CRMCXMDr. Martin Böhn

Kun­den­be­zie­hungs­ma­nage­ment bringt ech­ten Mehr­wert

7. Sep­tem­ber 2016

Von Dr. Mar­tin Böhn

Fach­ar­ti­kel Kun­den­be­zie­hungs­ma­nage­ment von BARC Seni­or Ana­lyst Dr. Mar­tin Böhn

Kun­den­be­zie­hungs­ma­nage­ment ist kein Selbst­zweck. Aber wer den Kun­den nicht ver­steht, ihn nicht erkennt und nicht rich­tig anspre­chen kann – der wird es schwer haben, sich am Markt zu hal­ten. Cus­to­mer Rela­ti­onship Manage­ment (CRM) betrach­tet alle Aspek­te des Kun­den­be­zie­hungs­ma­nage­ments, die Vor­ge­hens­wei­sen, Werk­zeu­ge, Bedürf­nis­se und Pro­zes­se.

Dabei müs­sen die klas­si­schen Bar­rie­ren zwi­schen den ver­schie­de­nen Abtei­lun­gen auf­ge­bro­chen wer­den: erfolg­rei­che Kun­den­be­zie­hun­gen erfor­dern eine ganz­heit­li­che Betrach­tung über den gesam­ten Kun­den­le­bens­zy­klus hin­weg. Mar­ke­ting, Ver­trieb, Ser­vice müs­sen eben­so wie die Leis­tung selbst (Pro­duk­te und Ser­vices) als Ein­heit wahr­ge­nom­men wer­den. Daher kommt neben der ope­ra­ti­ven Steue­rung auch der stra­te­gi­schen (Neu-)Ausrichtung eine enor­me Bedeu­tung zu.

Abbildung 1: Ganzheitliches Kundenbeziehungsmanagement im Kundenlebenszyklus
Ganz­heit­li­ches Kun­den­be­zie­hungs­ma­nage­ment im Kun­den­le­bens­zy­klus

Grund­la­ge: Gute Daten

Ohne die rich­ti­gen Daten zur rich­ti­gen Zeit im rich­ti­gen For­mat kann Kun­den­be­zie­hungs­ma­nage­ment nicht erfolg­reich sein. Wesent­li­che The­men sind hier:

  • Daten­er­fas­sung: Iden­ti­fi­ka­ti­on und Beur­tei­lung der Daten (Art, Quel­len, For­ma­te).
  • Daten­auf­be­rei­tung: Daten­qua­li­tät, Ver­knüp­fung und Trans­for­ma­ti­on der Daten.
  • Daten­ana­ly­se: Ablei­tung von Zusam­men­hän­gen und Hand­lungs­emp­feh­lun­gen.
  • Daten­be­reit­stel­lung: bedarfs­ge­rech­ter Zugriff auf die Inhal­te, wel­che für die ope­ra­ti­ve Auf­ga­ben­be­ar­bei­tung oder die stra­te­gi­sche Pla­nung erfor­der­lich sind.

Für die Über­nah­me, Qua­li­täts­kon­trol­le und Ver­dich­tung der Daten hat sich mit dem ana­ly­ti­schen CRM ein eige­nes Markt­seg­ment her­aus­ge­bil­det.

Mar­ke­ting: Die rich­ti­gen Inter­es­sen­ten rich­tig anspre­chen

Das Mar­ke­ting muss die inter­es­san­ten (poten­zi­el­len) Kun­den fin­den und Inter­es­se wecken kön­nen. Es gilt, neue Leads zu gene­rie­ren und bestehen­de Kun­den für wei­te­re Leis­tun­gen zu begeis­tern. Dabei ist es heu­te nicht mehr aus­rei­chend, Infor­ma­tio­nen bereit­zu­stel­len und auf Inter­es­sen­ten zu hof­fen – man muss die Kun­den gezielt ange­hen.

Kern­fra­ge ist: Wen spricht man wann über wel­che Kanä­le mit wel­chen Leis­tun­gen und wel­chen Ver­kaufs- oder bes­ser Nut­zen­ar­gu­men­ten an? Dies setzt nicht nur Wis­sen über die Kun­den­be­dürf­nis­se vor­aus, son­dern auch Wis­sen und fle­xi­blen Umgang mit den eige­nen Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mög­lich­kei­ten. Es gilt, im Zuge von Kam­pa­gnen Infor­ma­tio­nen über ver­schie­de­ne Kanä­le zu streu­en, so eine Kom­mu­ni­ka­ti­on mit dem (poten­zi­el­len) Kun­den auf­zu­bau­en um ihn so an die eige­nen Ange­bo­te her­an­zu­füh­ren.

Zudem trägt gutes Mar­ke­ting auch zur Markt­auf­klä­rung bei. Es wer­den nicht nur Infor­ma­tio­nen gestreut, son­dern auch auf­ge­nom­men: was kam bei den (poten­zi­el­len) Kun­den gut an? Wel­che Pro­duk­te und Kam­pa­gnen plat­ziert der Wett­be­werb? Wel­che Bewe­gun­gen gibt es am Markt und wie beein­flus­sen die­se das Käu­fer­ver­hal­ten?

Ver­trieb: Den Kun­den gewin­nen

Im Ver­trieb gilt es, den Kun­den zum Kauf zu bewe­gen. Dazu müs­sen alle erfor­der­li­chen Infor­ma­tio­nen in der gefor­der­ten Art und Wei­se zeit­nah bereit­ge­stellt wer­den. Die Ver­triebs­mit­ar­bei­ter müs­sen sowohl im Innen- als auch im Außen­dienst unter­stützt wer­den, indem sie mit den Werk­zeu­gen aus­ge­stat­tet wer­den, wel­che sowohl die schnel­le Bereit­stel­lung von Daten als auch die Erfas­sung neu­er Infor­ma­tio­nen ermög­li­chen. Daher ver­bin­den moder­ne CRM-Lösun­gen die wesent­li­chen Infor­ma­tio­nen zum Kun­den, um dem Ver­triebs­mit­ar­bei­ter ein schnel­les Han­deln zu ermög­li­chen.

Abbildung 2: Vertriebsunterstützung: Informationen nützen können
Ver­triebs­un­ter­stüt­zung: Infor­ma­tio­nen nüt­zen kön­nen

Auch hier zeigt sich, dass eine iso­lier­te Betrach­tung zu kurz greift. Der Kun­de erwar­tet heu­te, dass ein Unter­neh­men fle­xi­bel und schnell auf Anfor­de­run­gen reagie­ren kann. Dazu ist es erfor­der­lich, das Wis­sen über die­sen spe­zi­el­len Kun­den, über ähn­li­che Kun­den (Mus­ter in Ent­schei­dun­gen, Emp­feh­lun­gen), über das Pro­dukt und / oder die Leis­tun­gen (Eigen­schaf­ten, Nut­zen für den Anwen­der) sowie über die Leis­tungs­er­stel­lung (Ver­füg­bar­keit, Anpas­sungs­mög­lich­kei­ten) zu bün­deln.

Ser­vice: Den Kun­den hal­ten und Aus­bau­en

Ser­vice wird zu oft nur mit nega­ti­ven Aspek­ten asso­zi­iert: Beschwer­de­ma­nage­ment, Feh­ler­be­he­bung – kurz: Geld aus­ge­ben, was den Gewinn schmä­lert. Dabei wird nicht beach­tet, wie wich­tig ein guter Ser­vice für den Kun­den ist. Die Kauf­ent­schei­dung wird vor dem Hin­ter­grund des erwar­te­ten Nut­zens getrof­fen – dafür muss ein guter Ser­vice bereit­ste­hen, bei mög­li­chen Pro­ble­men hel­fen und Tipps geben, wie man aus der Inves­ti­ti­on noch wei­te­re Vor­tei­le erzie­len kann.

Wäh­rend frü­her der Ser­vice erst bei Wie­der­hol­käu­fen ein wesent­li­ches Ent­schei­dungs­kri­te­ri­um wur­de, nimmt die Bedeu­tung nun auch für die ers­te Kauf­ent­schei­dung immer wei­ter zu. Durch bei­spiels­wei­se sozia­le Netz­wer­ke kön­nen Nut­zer ihre Erfah­run­gen ein­fach tei­len und sich zu Anwen­der­grup­pen zusam­men­schlie­ßen. Inter­es­sen­ten kön­nen sich so vor­ab infor­mie­ren, was sie von der spä­te­ren Betreu­ung erwar­ten kön­nen.

Zudem muss das Ser­vice Manage­ment auch die inter­nen Res­sour­cen und Pro­zes­se steu­ern kön­nen. Das geht von der Ein­satz­pla­nung des Tech­ni­kers über die Logis­tik von mög­li­chen Ersatz­tei­len über die Bereit­stel­lung aller erfor­der­li­chen Infor­ma­tio­nen. Das Beschwer­de­ma­nage­ment wird durch Ticke­ting unter­stützt, was die schnel­le Samm­lung und Ver­tei­lung der Auf­ga­ben eben­so unter­stützt wie die Samm­lung von Lösungs­vor­schlä­gen und die Ana­ly­se nach Trends. Durch ent­spre­chen­de Aus­wer­tun­gen ist auch ein vor­aus­schau­en­der Ser­vice (Pre­dic­ti­ve Main­ten­an­ce) mög­lich, bei dem Para­me­ter über­wacht und so Still­stän­de ver­mie­den wer­den kön­nen.

Manage­ment: Kun­den­ori­en­tier­te Füh­rung, Auf­bau und Nut­zen von Wis­sen

Das Manage­ment muss dafür sor­gen, dass die ver­schie­de­nen Wis­sens­quel­len gebün­delt wer­den. Dies bezieht sich auf Wis­sen über

  • den Kun­den (Was zeich­net den Kun­den aus?),
    sei­ne Nut­zung der eige­nen Pro­duk­te (Was wur­de wann gekauft, was wur­de ange­bo­ten?),
  • sei­ne Ent­schei­dungs­we­ge (War­um wur­de was gekauft und was nicht, wel­che Per­so­nen­grup­pen sind in die Ent­schei­dung ein­ge­bun­den?),
  • die Kom­mu­ni­ka­ti­ons­we­ge (Wel­che Inhal­te kön­nen wie gestreut wer­den? Wie kann man eine Inter­ak­ti­on mit den Kun­den auf­bau­en?),
    den Markt (Wie ver­än­dern sich Rah­men­be­din­gun­gen? Was macht der Wett­be­werb) und
  • die inter­nen Rah­men­be­din­gun­gen (Wie ist die Pro­dukt­ent­wick­lung geplant? Wo gibt es Stär­ken, wo Schwä­chen?).

Das Wis­sen muss dabei sowohl ope­ra­tiv genutzt wer­den kön­nen als auch stra­te­gisch für Pla­nun­gen zur Ver­fü­gung ste­hen. Eige­ne Leis­tun­gen und Pro­zes­se müs­sen kri­tisch über­prüft wer­den. Das gesam­te Unter­neh­men muss sich auf den Kun­den aus­rich­ten, um erfolg­rei­cher am Markt zu agie­ren: höhe­re Ver­kaufs­chan­cen durch bes­se­re Pro­duk­te, bes­se­re Anspra­che und schnel­le­re Infor­ma­tio­nen über Ver­än­de­run­gen am Markt.

Abbildung 3: Ganzheitlicher Ansatz des CRM: Wissen bündeln und Handeln
Ganzheit­li­cher Ansatz des CRM: Wis­sen bün­deln und Han­deln

Orga­ni­sa­ti­on: Empa­thie und Fle­xi­bi­li­tät

Die Umset­zung von CRM stellt vie­le Unter­neh­men vor orga­ni­sa­to­ri­sche Her­aus­for­de­run­gen. Bestehen­de Abtei­lungs­gren­zen müs­sen auf­ge­ho­ben wer­den, um die Sicht des Kun­den und sei­ne durch­gän­gi­ge Beglei­tung sicher zu stel­len. Die Pro­zes­se müs­sen kri­tisch geprüft und durch die Sys­te­me unter­stützt wer­den, so dass eine schnel­le, fle­xi­ble und gleich­zei­tig qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­ge Bear­bei­tung gewähr­leis­tet wer­den kann.

Die Aus­rich­tung auf den Kun­den und die Ein­nah­me sei­ner Sicht­wei­se muss hier kon­se­quent zu einem empa­thi­schen Kun­den­be­zie­hungs­ma­nage­ment wei­ter­ge­dacht wer­den:

  • Empa­thisch dem Kun­den gegen­über: anders auf­tre­ten, die Mehr­wer­te aus der Nut­zung in den kon­kre­ten Ein­satz­sze­na­ri­en des Kun­den ver­deut­li­chen.
  • Empa­thisch den Mit­ar­bei­tern gegen­über: part­ner­schaft­li­cher Umgang, Abbau von Ziel­kon­flik­ten, offe­ne Kom­mu­ni­ka­ti­on und gutes Vor­schlags-/ Ideen­ma­nage­ment.
  • Empa­thi­sche Aus­ge­stal­tung der Stra­te­gie: anders den­ken, pla­nen, kom­mu­ni­zie­ren und han­deln: Aus­rich­tung auf Mehr­wer­te für alle Betei­lig­ten.

Gelingt dies, wan­delt sich die Kun­den­be­zie­hung. Das Unter­neh­men wird nicht län­ger als (grund­sätz­lich aus­tausch­ba­rer) Anbie­ter wahr­ge­nom­men, son­dern als Part­ner bei der Fin­dung der bes­ten Lösun­gen. Alle Aktio­nen in Mar­ke­ting, Ver­trieb und Ser­vice wer­den geziel­ter. Auch die Pro­dukt­ent­wick­lung wird unter­stützt.

Abbildung 4: Gutes Kundenbeziehungsmanagement rechnet sich
Gutes Kun­den­be­zie­hungs­ma­nage­ment rech­net sich

Am Markt fin­den sich vie­le gute Sys­te­me und Ansät­ze – nun gilt es, die rich­ti­gen Stra­te­gien, Pro­zes­se und Werk­zeu­ge für das eige­ne Unter­neh­men aus­zu­ar­bei­ten.