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CRMCXMDr. Martin Böhn

Kun­den­be­zie­hun­gen gestal­ten – Kun­den­er­leb­nis ver­ste­hen

25. Janu­ar 2018

Von Dr. Mar­tin Böhn

Unter­neh­men ver­su­chen den gestie­ge­nen Ansprü­chen der Kun­den durch neue Initia­ti­ven in der Kun­den­an­spra­che ent­ge­gen­zu­kom­men und es dabei bes­ser zu machen als der Wett­be­werb. Das Kun­den­er­leb­nis ist nicht mehr auf das blo­ße Pro­dukt beschränkt, son­dern die damit ver­bun­de­nen Leis­tun­gen (Dienst­leis­tung, Infor­ma­tio­nen zur Anwen­dung, Infor­ma­tio­nen zu wei­te­ren Mög­lich­kei­ten etc.) und die gesam­te Kun­den­kom­mu­ni­ka­ti­on gehen heu­te in sei­ne Kauf­ent­schei­dung ein. Der­je­ni­ge wird den Kun­den gewin­nen, der einen ech­ten Mehr­wert bie­ten kann. Gleich­zei­tig gibt es aber auch mehr Mög­lich­kei­ten, den Kun­den zu ver­ste­hen und die Kun­den­be­zie­hung zu steu­ern. CRM-Sys­te­me erfas­sen, ver­wal­ten und ana­ly­sie­ren rele­van­te Kun­den­in­for­ma­tio­nen – und ermög­li­chen deren direk­te Nut­zung im ope­ra­ti­ven Kun­den­be­zie­hungs­ma­nage­ment (zum Bei­spiel durch Work­flows, Kam­pa­gnen oder Kon­fi­gu­ra­to­ren).

Kun­den­er­leb­nis erken­nen – nach­fra­gen und zuhö­ren

Unter­neh­men sind erfolg­reich, wenn Sie Ihre Kun­den ver­ste­hen, nach­fra­gen und zuhö­ren. In der aktu­el­len Dis­kus­si­on wer­den oft die Mög­lich­kei­ten zum Nach­voll­zie­hen der Kon­takt­his­to­rie des Kun­den über die ver­schie­de­nen Kanä­le genannt. Natür­lich bie­tet das digi­ta­le Kun­den­ma­nage­ment hier vie­le Poten­zia­le, dabei darf aber etwas Ent­schei­den­des nicht ver­ges­sen wer­den: Es ist wei­ter­hin eine sehr gute Idee, den Kun­den ein­fach zu fra­gen und direkt Feed­back ein­zu­ho­len.

So erhält man wesent­li­che Infor­ma­tio­nen, was dem Kun­den gut gefal­len hat und wo er mög­li­che Pro­ble­me sieht. Mög­li­che Annah­men über sein Ver­hal­ten und sei­ne Ent­schei­dungs­fin­dung kön­nen so direkt über­prüft wer­den. Gleich­zei­tig ist die direk­te Kom­mu­ni­ka­ti­on eine Maß­nah­me der Kun­den­bin­dung – wenn sie ernst gemeint ist. Wenn der Kun­de sich die Zeit nimmt, eine ent­spre­chen­de Umfra­ge zu beant­wor­ten, dann müs­sen auf sein Feed­back auch ent­spre­chen­de Hand­lun­gen fol­gen!

Ein guter Fra­ge­bo­gen deckt ver­schie­de­ne Aspek­te der Kun­den­zu­frie­den­heit ab. Neben dem Pro­dukt selbst müs­sen die damit ver­bun­de­nen Leis­tun­gen (Lie­fe­rung, Sup­port etc.) und gene­rell die Inter­ak­ti­on mit dem Unter­neh­men betrach­tet wer­den. Auch soll­te man nicht nur um „Kri­tik“ bit­ten, auch posi­ti­ve Rück­mel­dun­gen kön­nen ein guter Aus­gangs­punkt für wei­te­re Ver­bes­se­rung des eige­nen Markt­auf­tritts sein. Wird der Fra­ge­bo­gen ent­spre­chend inter­ak­tiv gestal­tet, ver­blei­ben nur noch Fra­gen, die für den kon­kre­ten Fall rele­vant sind (zum Bei­spiel Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen zu auf­ge­tre­te­nen Pro­ble­men).

Die Kunst der Kun­den­be­fra­gung ist die rich­ti­ge Anspra­che: zur rich­ti­gen Zeit mit mög­lichst wenig Fra­gen mög­lichst vie­le Infor­ma­tio­nen erfas­sen. Um nicht nur vie­le Daten, son­dern auch das ent­spre­chen­de Wis­sen zu haben, muss mit den Ergeb­nis­sen gear­bei­tet wer­den. Daher schließt sich direkt der zwei­te Aspekt an.

Kun­de­be­dürf­nis­se ver­ste­hen – ana­ly­sie­ren und in einen Kon­text brin­gen

Die unter­schied­li­chen Infor­ma­ti­ons­quel­len müs­sen zusam­men­ge­führt und in einen Kon­text gebracht wer­den, um aus ihnen Zusam­men­hän­ge ablei­ten zu kön­nen. Hier­zu gibt es ver­schie­de­ne Metho­den und Tools. Die Werk­zeu­ge zur Ana­ly­se soll­ten dabei nicht nur den Sta­tis­tik­ex­per­ten zur Ver­fü­gung ste­hen. Auch Mit­ar­bei­ter der Fach­be­rei­che müs­sen die grund­le­gen­den Zusam­men­hän­ge der Aus­wer­tun­gen ver­ste­hen kön­nen und ggf. Anpas­sun­gen vor­neh­men dür­fen. Damit kann wert­vol­les Erfah­rungs­wis­sen aus der Pra­xis mit den Daten ver­bun­den wer­den, indem Anwen­der mit den Daten gezielt „spie­len“, um so wert­vol­le Erkennt­nis­se abzu­lei­ten.

Dabei ist dar­auf zu ach­ten, dass die Daten­samm­lung und Daten­aus­wer­tung mög­lichst ver­schie­de­ne Anwen­dungs­be­rei­che unter­stüt­zen, um nicht für jede Fra­ge­stel­lung neu­er­lich eine Samm­lung und Aus­wer­tung vor­neh­men zu müs­sen. Mit der ent­spre­chen­den Pla­nung kann zum Bei­spiel eine Befra­gung meh­re­ren Initia­ti­ven gleich­zei­tig die­nen. Typi­sche Aus­wer­tun­gen sind bspw. die Zufrie­den­heit des ein­zel­nen Kun­den sowie eines Kun­den­seg­ments, die Wahr­schein­lich­keit der Wei­ter­emp­feh­lung oder die Beur­tei­lung einer bestimm­ten Ser­vice­leis­tung. Dazu muss das Werk­zeug in der Lage sein, die erfass­ten Daten nach unter­schied­li­chen Kri­te­ri­en zu fil­tern und zusam­men­zu­fas­sen.

Ins­be­son­de­re Fach­an­wen­der soll­te das Werk­zeug bei der Ablei­tung von Hand­lungs­op­tio­nen unter­stüt­zen. Dies erfor­dert, dass ver­schie­de­ne Per­so­nen im Unter­neh­men mit den Daten arbei­ten kön­nen, um die Rück­mel­dun­gen der Befra­gung auf ihre spe­zi­fi­schen Auf­ga­ben­stel­lun­gen (zum Bei­spiel Betreu­ung des ein­zel­nen Kun­den oder Steue­rung des gesam­ten Pro­dukt­pro­gramms) ent­spre­chend prü­fen und ggf. anpas­sen zu kön­nen. Indem die Para­me­ter der Ana­ly­se nach­voll­zieh­bar sind (Wel­che Daten wer­den in wel­cher Form mit­ein­an­der in Bezie­hung gesetzt?), wird der Nut­zer in die Lage ver­setzt, Zusam­men­hän­ge zu erken­nen und ggf. auch durch Anpas­sung der Para­me­ter ver­schie­de­ne Hypo­the­sen zu tes­ten.

Kundenbeziehungen gestalten - Kundenerlebnisse verstehen
Abbil­dung 1: Ganz­heit­li­che Betrach­tung des Kun­den­er­leb­nis­ses: Erken­nen, Aus­wer­ten, Erkennt­nis­se umset­zen, Quel­le: BARC

Kun­den­wün­sche bedie­nen – Han­deln zum Vor­teil für alle Betei­lig­ten

Eine Ana­ly­se darf nicht bei der Dar­stel­lung der Ergeb­nis­se enden, son­dern die­se müs­sen auch genutzt wer­den! Die kon­se­quen­te Anwen­dung der Erkennt­nis­se hilft sowohl auf stra­te­gi­scher Ebe­ne  bei der Aus­rich­tung der Maß­nah­men und Werk­zeu­ge als auch auf ope­ra­ti­ver Ebe­ne bei der Umset­zung von Maß­nah­men (bei­spiels­wei­se die Reak­ti­on auf eine im Rah­men der Befra­gung vor­ge­brach­te Beschwer­de).

Das Erfül­len der Kun­den­wün­sche ist dabei kein Selbst­zweck – es dient dem Wohl des Kun­den und des eige­nen Unter­neh­mens. Durch die Kon­zen­tra­ti­on auf die Bedürf­nis­se des Kun­den las­sen sich die eige­nen Pro­duk­te, Leis­tun­gen und die Kom­mu­ni­ka­ti­on gezielt anpas­sen. Das ver­stärkt die Kun­den­bin­dung und bie­tet die Chan­ce für neue Geschäf­te. Vie­le kos­ten­in­ten­si­ve Maß­nah­men der Kun­den­rück­ge­win­nung ent­fal­len, indem auf­tre­ten­de Schwie­rig­kei­ten zeit­nah erkannt und gelöst wer­den. Die Zufrie­den­heit des Kun­den unter­stützt Mar­ke­ting und Ver­trieb, wenn er sein posi­ti­ves Kun­den­er­leb­nis mit ande­ren (poten­zi­el­len) Kun­den teilt.

Eine gute Kun­den­be­zie­hung macht bei­den Sei­ten Spaß. Durch gute Kom­mu­ni­ka­ti­on und die ent­spre­chend abge­lei­te­ten Hand­lun­gen ent­steht eine Part­ner­schaft, denn der Kun­de ent­schei­det sich für das Unter­neh­men, bei dem er sich gut auf­ge­ho­ben fühlt. Bei­spie­le aus dem pri­va­ten Umfeld (wie Ama­zon) haben es vor­ge­macht: der Kun­de ent­schei­det nicht allei­ne anhand eines (ver­gleich­ba­ren) Pro­dukts, son­dern bezieht den gesam­ten Ser­vice (Lie­fe­rung, Hin­wei­se zu Neu­erschei­nun­gen etc.) mit ein. In vie­len Pro­jek­ten im Unter­neh­mens­um­feld wird daher an ähn­li­chen Lösun­gen gear­bei­tet, um beim Kun­den nicht mehr als Ver­käu­fer, son­dern als Part­ner gese­hen zu wer­den.

Kurz gesagt Kom­mu­ni­ka­ti­on hilft und ist der ers­te Schritt zu empa­thi­schem CRM!

Wer weiß, was der Kun­de will, kann sei­ne Leis­tun­gen viel bes­ser an des­sen Bedürf­nis­se anpas­sen. Dar­aus erfährt der Kun­de einen Mehr­wert, da er die rich­ti­gen Pro­duk­te und Leis­tun­gen in der von ihm prä­fe­rier­ten Art nut­zen kann. Gleich­zei­tig pro­fi­tiert aber auch das ver­kau­fen­de Unter­neh­men, indem es sei­ne Akti­vi­tä­ten viel genau­er steu­ern kann. Fehl­ge­lei­te­te Kam­pa­gnen kos­ten nicht nur viel Geld – sie kön­nen im schlimms­ten Fall den Kun­den von einer wei­te­ren Zusam­men­ar­beit abschre­cken.

Daher gilt es, sich im Sin­ne des empa­thi­schen CRM in die eige­nen Kun­den hin­ein­ver­set­zen, was nur bei Vor­han­den­sein der ent­spre­chen­den Infor­ma­tio­nen funk­tio­niert. Mit dem rei­nen Sam­meln der Inhal­te ist es dabei nicht getan – sie müs­sen auch für die ver­schie­de­nen Fra­ge­stel­lun­gen aus­ge­wer­tet kön­nen! Das so gewon­ne­ne Wis­sen ist aber nur etwas wert, wenn es direkt zur Steue­rung der Kun­den­be­zie­hung sowie zur kri­ti­schen Hin­ter­fra­gung der eige­nen Pro­duk­te, Leis­tun­gen und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­for­men genutzt wird. Nach­den­ken ist die grund­le­gen­de Vor­aus­set­zung – Han­deln die logi­sche Kon­se­quenz.