07.04.2025
Analystenblog von Michael Schiklang (Senior Analyst, BARC)
Nachdem kürzlich xSuite tangro übernommen hat, hat der Markt für Input Management weitere Übernahme zu verzeichnen. SER, ein führender Hersteller für Enterprise Content Management, übernimmt Ende März 2025 mit AFI Solutions einen Spezialisten für Purchase-to-Pay (P2P) und Order-to Cash (O2C) im SAP-Umfeld. SER verfügt bereits über ein eigenes Lösungsangebot für Purchase-to-Pay auf Basis der eigenen ECM-Suite Doxis. Architektonisch unterscheiden sich die Produkte aber insofern, dass Doxis schwerpunktmäßig eine eigene vorgelagerte Applikation anbietet, während der Fokus der Lösungen von AFI Solutions auf der tiefen Integration in die Oberflächen von SAP liegt. Durch die Übernahme von AFI stärkt SER sein Produktangebot durch die leistungsfähigen Lösungen von AFI Solutions, das Beratungsangebot durch das Expertenteam des Anbieters und erweitert natürlich den Kundenstamm. AFI zeichnet sich seit vielen Jahren durch eine sehr tiefe SAP-Expertise aus und hat um die 800 Kunden weltweit.
SER hat wenige Tage zuvor bereits Klippa übernommen, einen niederländischen KI-Spezialisten für intelligente Dokumentenverarbeitung. Dieser bietet neben eigenen Applikationen für u.a. Spesenmanagement und Rechnungseingangsbearbeitung insbesondere ein leistungsfähiges Framework für Dokumentenseparierung, OCR, Klassifikation, Extraktion, Konvertierung, Betrugserkennung und Anonymisierung an. Zudem ist Klippa ein im PEPPOL-Netzwerk zertifizierter Anbieter, was gerade im Bereich Austausch von E-Rechnungen einen sehr hohen Stellenwert einnimmt. Klippa kann die Doxis Intelligent Content Automation-Plattform, die Bestandslösung von SER in diesem Bereich, gut um weitere Funktionen und Themen erweitern.
SER ist mit den eigenentwickelten Tools und den Zukäufen hervorragend in den Bereichen intelligente Dokumentenerkennung, P2P und O2C aufgestellt und kann hierbei SAP-Kunden und non-SAP-Kunden gleichermaßen gut unterstützen. Nun ist es für uns spannend zu beobachten, wie sich die Übernahmen auf die Teams der ehemalig unabhängigen Firmen auswirken. Auch wenn alle Produkte und Teams ihren klaren Fokus haben, gibt es aber dennoch Überschneidungen bei der Funktionalität der Lösungen, weswegen wir gespannt auf die Ausgestaltung des zukünftigen Lösungsangebots von SER sind. Zudem muss SER nun drei verschiedene Kundenstämme mit Bestandslösungen gut unterstützen, was sicherlich auch keine ganz einfache Aufgabe ist.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass SER starke Anbieter gekauft hat und so das ohnehin schon leistungsfähige eigene Angebot erweitert hat. Nun gilt es die die Teams sinnvoll zusammenzuführen und das Lösungsportfolio bedarfsgerecht auszugestalten. Wenn das gelingt, kann SER zu einem der wichtigsten und größten Player auf dem Input-Management-Markt werden und mit den großen „Platzhirschen“ auf dem Markt wie beispielsweise Tungsten Automation in den Wettbewerb treten.
Betrachtet man den Markt für Input Management, beobachtet man gerade bei den führenden Lösungen eine starke Konsolidierung. Zwar treten vermehrt neue Anbieter in den Markt ein, allerdings können diese meist funktional und von der fachlichen Expertise noch nicht vollends mit den führenden Anbietern mithalten.
